Der Stadtmarketingverein „Zukunft Kelheim“ e.V.“ veranstaltete am 25. Oktober 2022 das 13. Kelheimer WirtschaftsForum zusammen mit der Stadt Kelheim. Bei dieser Traditionsveranstaltung durfte sich heuer das Regionale Bildungszentrum Eckert, kurz Eckert-Schulen genannt, als Mitglied von Zukunft Kelheim e.V., vorstellen und die weiteren Vereinsmitglieder als herzlicher Gastgeber begrüßen.
Erster Bürgermeister Christian Schweiger und Vorstandsvorsitzender von Zukunft Kelheim e.V., Thomas Wallner, freuten sich sehr, die zahlreichen Gäste aus den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Politik, begrüßen zu dürfen.
Nachdem Thomas Skowronek, Geschäftsführer der Eckert-Schulen, sich als Gastgeber und kompetenter Partner in Sachen Fachkräfteentwicklung vorstellte, leitete er geschickt mit dem Abschlusssatz „Fachkräftequalifizierung ist unsere Kompetenz!“ zum Thema des Abends über.
Die anschließende Podiumsdiskussion, moderiert von Katja Listl (Vorstandsmitglied Zukunft Kelheim e.V.) zusammen mit Stefanie Brixner (Wirtschaftsförderin der Stadt Kelheim), gestaltete sich als sehr lebendig:
Die Referenten zeigten den Anwesenden anhand von Zahlen, Daten und Fakten, dass der Fachkräftemangel auch in Kelheim angekommen ist. Als Gründe hierfür wurden der Bevölkerungsrückgang, die hohe Quote an Schulabbrechern und dem Fokus der akademischen Ausbildung genannt.
Die Steigerungen der letzten zehn Jahre im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse belegen die hohe Attraktivität der Region Kelheim. Seine Lösungsansätze: Arbeitslose in die Erwerbstätigkeit bringen, stille Reserven (z.B. Mütter) mobilisieren und Einwanderung von Fachkräften fokussieren gekoppelt mit der Integration einer echten Willkommens- und Bleibekultur.
Frau Sybille Aumer konnte durch den Fachkräftemonitor der IHK diese negativen Aussichten bestätigen. Speziell im technischen Bereich und dem Gesundheitssektor bräuchten wir dringend Fachkräfte. „Dem IHK Bezirk Oberpfalz/Landkreis Kelheim wird zwischen 2022 und 2025 ein kumulierter (Brutto-)Wertschöpfungsverlust von 1,18 Mrd. Euro entstehen!“, erklärt Frau Aumer die eindrucksvollen Folgen dieses Fachkräftemangels. Wie sieht eine Lösung aus? Hier schlägt sie vor, solle sich jedes Unternehmen ernsthaft selbst die Frage stellen: „Bin ich attraktiv ?“ hinsichtlich Nachhaltigkeit, Work-Life-Balance etc.
Als weiterer spannender Lösungsansatz wurde diskutiert, ob man evtl. durch eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse (Bachelor/Master/Meister) die „Überakademisierung“ entspannen und die anderen Abschlüsse besser würdigen könnte. Auch ein Regelschulsystem bis zur 8./9. Klasse könnte den Druck an Schüler/Eltern reduzieren und somit die Entscheidung des Weiteren schulischen und beruflichen Lebens in ein Alter geschoben werden, in dem bessere Entscheidungen getroffen werden könnten und nicht bereits im Vorfeld die Weichen gestellt werden.
Herr Keller von der Handwerkskammer warb für Fachkräfte für das Handwerk. Das Handwerk ist längst nicht mehr die „Resterampe“ oder nur für Mittelschüler. Mittlerweile entscheiden sich bereits ca. 11% der Schulabgänger mit Hochschulreife für eine Karriere im Handwerk. Außerdem müsse jedem bewusst sein, dass „die Energiewende nur mit einem guten und starken Handwerk letztlich umzusetzen sei.“
Alexander Kosik hielt die Lanze hoch für die Unternehmen. Für die Fachkräfteaktivierung schraube er bereits seit vielen Jahren an mehreren Stellschrauben. Zum einen durch eine interne Ausbildungsabteilung und durch Weiterbildungsmaßnahmen in Kooperation mit den Eckert-Schulen. Auch sei er sehr aktiv vor Ort bei und mit den Schulen und biete den Schülern praxisorientiere Kennenlerntage an Zudem müsse man sich als Unternehmer immer wieder die Fragen stellen, wie man seine Mitarbeiter schneller zu Profis machen kann. Auch ein realistischer Zukunftsblick über die nächsten 10 Jahre sei sehr zu empfehlen verbunden mit der Frage: „Welche Optimierungen kann/muss ich vornehmen, um dem Fachkräftemangel entgegenwirken zu können“.
Ein besonderer Aspekt wurde auch von einem Unternehmen im Publikum eingeworfen. Dieser hatte sich auf die Frage gemeldet, wer kein Problem mit Fachkräften habe. Seine Lösung: „Ich schaue nicht auf die Zeugnisse oder Titel, ich lasse die Bewerber eine Woche bei mir Probearbeiten und sehe so, was dieser kann oder welches Potential er hat“.
Teilweise sehr emotional und lebendig gestaltete sich der Abschluss der Podiumsdiskussion. Freilich hätte man bei diesem Thema auch einen mehrtägigen Workshop gestalten können, so konnte man aber interessante Statements und Lösungsansätze kurz anreißen.
Beim anschließenden Netzwerken, plaudern und bei einem Gläschen Wein tauschte man sich darüber noch konstruktiv weiter aus.
Wir bedanken uns bei allen Gästen, Teilnehmern der Podiumdiskussion und ganz besonders bei den Eckert Schulen, welche sich an diesem Abend als herausragende Gastgeber präsentierten. Bis zum nächsten Jahr!
© Foto: Liliya Walter, Stadt Kelheim